Johanniskraut

Hypericum perforatum

Pflanze

Echtes Johanniskraut gehört zur Pflanzenfamilie der Johanniskrautgewächse und ist in der kultivierten Form mehrjährig. Innerhalb der Gattung der Johanniskräuter gibt es mehrere Varietäten mit unterschiedlichen Formen und Größen der Blätter und Blüten. Die krautige Pflanze wächst als Halbstrauch und wird 15 bis 100 cm hoch. Die stark verzweigende Wurzel reicht bis in eine Tiefe von 50 cm. Die aufrecht wachsenden Stängel haben gegenständig angeordnete Laubblätter und bilden im oberen Bereich eine buschige Verzweigung aus. Die feinen und gleichmäßig verteilten Öldrüsen geben den länglichen Blättern ein löchriges Aussehen. Eine Blüte besteht aus 5 goldgelben Blütenblättern und zahlreichen gelben Staubblättern. Echtes Johanniskraut liebt sonnige Standorte und einen tiefgründigen, durchlässigen und kalkhaltigen Boden mit mittlerem Nährstoffgehalt. Sehr gut gedeiht er auch auf Böden mit Anteilen von Steinen oder Kies. Echtes Johanniskraut ist als ausgewachsene Pflanze in gemäßigtem Klima winterhart. In mäßig feuchter Erde mit einem neutralen bis alkalischen pH-Wert fühlt es sich am wohlsten. Ansonsten ist die Pflanze als relativ anspruchslos, verträgt jedoch keine längere Trockenheit. Die Vermehrung geschieht über Samen oder Stecklinge, bei älteren Stauden kann die Vermehrung auch über Wurzelteilung erfolgen. Johanniskraut hat einen schwachen Geruch und einen herb-bitteren Geschmack.

Geschichte

Echtes Johanniskraut ist in Europa, Nordafrika und Asien zu finden. Bereits im Altertum war es als Mittel zur Wund- und Schmerzbehandlung bekannt. Bei den alten Römern fand Johanniskraut als Mittel gegen Verbrennungen und Vergiftungen Beachtung. Bei den Germanen galt Johanniskraut wegen seiner sonnengelben Blütenfarbe als Lichtbringer und wurde zur Blütezeit im Juni für Rituale rund um die Sonnenwendfeier genutzt. Im Mittelalter wurde die positive Wirkung auf die Psyche nach und nach bekannt. Weil man Dämonen als Ursache für Schwermut und Trübsinn ansah, wurde Johanniskraut als Mittel zur Teufelsaustreibung verwendet. In der Neuzeit wurde es auch als Heilmittel gegen Gicht, Rheuma und Menstruationsbeschwerden eingesetzt.

Inhaltsstoffe

Ätherische Öle, Hypericin, Hyperforin, Flavonoide, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Harz, Myristinsäure, Hyperinrot, Phytosterin, Stearin, Taraxasterol, Violaxanthin, Beta-Sitosterol, Phytosterole

Wirkung

Echtes Johanniskraut wirkt antibakteriell, antiviral und entzündungshemmend sowie stimmungsaufhellend. Alle Arten von depressiven Verstimmungen, Stress, innere Unruhe, Burnout, Nervosität, Schlafstörungen und Angstzustände lassen sich mit Johanniskraut positiv beeinflussen. Körperliche und psychische Beschwerden beim prämenstruellen Syndrom (PMS) und in den Wechseljahren können mit Johanniskraut gemildert werden. Er eignet sich auch zur Behandlung hormonell bedingter Kopfschmerzen und Migräne. Verdauungsbeschwerden, Reizdarm und Blähungen lassen sich mit Johanniskraut günstig beeinflussen.

Äußerlich wird echtes Johanniskraut zur Heilung von Wunden und Verbrennungen eingesetzt. Massagen mit Johanniskrautöl haben eine entspannende und schmerzlindernde Wirkung.

Gegenanzeigen: Da Johanniskraut die Lichtempfindlichkeit der Haut und der Augen erhöht, sollte während der Einnahme auf Sonnenbäder verzichtet werden. Als Faustregel gilt hier eine Wartezeit von zwei Wochen nach der letzten Einnahme. Die Anwendung von Johanniskraut ist wegen der Wechselwirkung mit anderen Medikamenten unbedingt mit dem Arzt abzustimmen.

Anwendungsformen

Verwendet werden hauptsächlich frische oder getrocknete Blätter und Blüten des blühenden Krauts. Als Küchenkraut hat es wegen des bitteren Geschmacks kaum Bedeutung.

Heilrezepte

Tee:

2 Teelöffel Johanniskrautblätter mit kochendem Wasser in einer Tasse übergießen und rund zehn Minuten ziehen lassen. Je nach Bedarf 2 – 3 Tassen täglich über einen Zeitraum von 3 bis 4 Wochen trinken. Die Tageshöchstdosis von 5 Tassen sollte nicht überschritten werden. Auf eine dauerhafte Anwendung sollte verzichtet werden.

Öl:

Ein verschließbares Glas zu zwei Dritteln mit frischen Johanniskrautblüten füllen und mit Oliven-, Distel- oder Jojobaöl aufgießen. An einem warmen Ort stehen lassen und ab und zu schütteln. Nach 4 – 6 Wochen filtern und in eine dunkle Flasche abfüllen. Einreibungen mit Johanniskrautöl helfen bei allen Arten von empfindlicher, entzündeter und gereizter Haut.

Vollbad:

100 Gramm Johanniskrautblüten mit 1 Liter kochendem Wasser übergießen, ca. 20 Minuten ziehen lassen und den Sud ins Vollbad geben. Ein Bad hilft bei allen Arten von Verrenkungen, stumpfen und offenen Verletzungen, Muskelzerrungen, den Folgen eingeklemmter Nerven oder Muskelverspannungen und Wirbelsäulenbeschwerden. Bei Stress und Depressionen wirkt ein abendliches Bad entspannend und beruhigend auf Körper und Geist.

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Heilkräuter und Heilpflanzen erleben nach einer Art Dornröschenschlaf derzeit ein großartiges Comeback. Viele Menschen sind es leid, Medikamente mit zum Teil riskanten Nebenwirkungen einzunehmen und suchen nach naturnahen Alternativen. Natürliche Heilmittel zeigen den Weg auf, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. „Alle Wiesen und Matten, alle Berge und Hügel sind Apotheken.“ Paracelsus a. D. 1530

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Marion Fabijenna