Lavandula angustifolia
Pflanze
Lavendel gehört zur Pflanzenfamilie der Lippenblütler. Der lateinische Name bedeutet „waschen“ und bezieht sich auf die Verwendung als Badezusatz oder zum Waschen. Die Sträucher haben graugrüne, leicht filzige Blätter und werden 50 – 100 cm hoch. Die ährenartigen Blütenstände haben eine Länge von 4 – 8 cm. Er liebt sonnige Standorte mit kalkhaltigem, sandigen Boden, der nährstoffarm ist. Mit Trockenheit kommt er gut zurecht und er ist in gewissem Rahmen winterhart. Die Vermehrung geschieht über Samenaussaat.
Geschichte
Lavendel wurde bereits vor Jahrtausenden von antiken Völkern wie den Ägyptern, Römern und Griechen zur Körperpflege, als Heilpflanze und als Räucherkraut verwendet. Benediktiner-Mönche brachten ihn nach Mitteleuropa, wo er als Heilpflanze bei Verdauungsbeschwerden galt. Wegen seines Dufts wurde er gerne als Badezusatz, zur Wäschepflege und als Parfüm benutzt. Im Mittelalter sollten gestreute Lavendelblüten Krankheiten abwehren. Lavendelblüten in einem Säckchen um den Hals getragen half gegen Läusebefall und zur Insektenabwehr. Vor allem in Südfrankreich fand er ab dem 18. Jahrhundert zunehmend Verwendung in der Parfümherstellung.
Inhaltsstoffe
Linalylazetat, Linalool, Kampfer, Cineol, Flavonoide, Rosmarinsäure, Gerbstoff, Gerbsäure, Terpene, Phytosterole
Wirkung
Echter Lavendel wirkt entspannend, antibakteriell, antimykotisch und antiviral. Äußerlich wird Lavendelöl zur Wundheilung und Narbenbehandlung, bei Hautirritationen und leichten Verbrennungen angewendet. Wegen des breiten Wirkungsspektrums wird er auch zur Behandlung von Haut- und Nagelpilz eingesetzt. Massagen und Einreibungen mit Lavendelöl wirken anregend auf den Körper und beruhigend und entspannend auf die Psyche. Blüten und ätherische Öle werden auch zur Insektenabwehr verwendet. Im Garten wird er gerne zur Schädlingsbekämpfung zwischen Rosen gepflanzt. Große Bedeutung hat er bis heute in der Körperpflege und Kosmetikindustrie. Die in Südfrankreich kultivierte Hybridform Lavandin hat einen milderen Duft und abgeschwächte Eigenschaften.
Innerlich angewendet ist er bei allen Magen und Darmproblemen hilfreich. Gute Ergebnisse werden auch bei der Behandlung von Infektionen im Hals-, Nasen-, und Ohrenbereich und bei Bronchitis erzielt.
Gegenanzeigen: Bei Schwangeren ( Wehen können ausgelöst oder verstärkt werden) und Kindern unter 10 Jahren sollte auf die Anwendung verzichtet werden. Die Verwendung als Küchenkraut in kleinen Mengen ist unbedenklich.
Anwendungsformen
Verwendet werden die Blüten und das ätherische Öl.
Die Blüten kann man zu Tee, Wein, Tinktur, Öl und Badezusatz verarbeiten.
Heilrezepte
Tee:
2-3 Teelöffel getrocknete Lavendelblüten und ein 3-4 Blätter Zitronenmelisse mit ½ Liter kochend heißem Wasser übergießen. Zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen und abseihen. Den Tee tassenweise über den Tag verteilt trinken.
Wein:
3-5 Esslöffel getrocknete Lavendelblüten zusammen mit einer Flasche Weißwein in einem Topf erhitzen, aber nicht kochen. Bei geringer Wärmezufuhr ca. 15 Minuten ziehen lassen und die Blüten danach absieben. In eine dunkle Flasche abfüllen und kühl aufbewahren. Täglich 2 – 3 Likörgläser trinken. Der Wein wirkt beruhigend und stimmungsaufhellend und hilft auch bei Erkältungskrankheiten und Bronchitis.
Tinktur:
1 Handvoll getrocknete Lavendelblüten in eine verschließbare Glasflasche oder einen Glasbehälter geben und mit ¼ bis ½ Liter 70%igem Alkohol aufgießen. Die Blüten sollten vollständig bedeckt sein. Das verschlossene Gefäß 2 – 6 Wochen an einem ruhigen Platz ziehen lassen und mehrmals täglich schütteln. Danach abseihen und in eine dunkle Flasche füllen. Die fertige Tinktur sollte dunkel und kühl aufbewahrt werden.
Die Tinktur eignet sich für Einreibungen bei Rheuma, Unruhe, Schlaflosigkeit, schlechter Stimmung, Spannungskopfschmerzen, Muskelkater und unreiner Haut. Als Zugabe für ein Teilbad wirkt sie belebend und lindert Gelenkschmerzen. Innerlich angewendet ist sie hilfreich bei Magen- und Darmbeschwerden. 3 mal täglich 20 Tropfen vor den Mahlzeiten einnehmen. Bei Halsschmerzen hilft es, mit einigen Tropfen Tinktur auf ein Glas Wasser zu gurgeln. Ein Dampfbad mit wenigen Tropfen Tinktur in heißem Wasser bringt bei Bronchitis rasch Linderung.
Öl:
Ätherisches Lavendelöl darf nur äußerlich angewendet werden. Es eignet sich zur Hautregeneration bei kleineren Wunden, für Einreibungen bei Rheuma und für belebende Teilbäder. Hilfreich ist es auch bei Kopfschmerzen und beginnender Migräne. Für Einreibungen mischt man 100 ml Oliven-, Distel- oder Jojobaöl mit 20 Tropfen Lavendelöl. 2 – 3 Tropfen ins Wasser einer Duftlampe oder Verdampfungsschale haben eine belebende Wirkung auf die Psyche.
Vollbad:
1 Tasse getrocknete Lavendelblüten in 1 Liter Wasser zum Kochen bringen und 10 Minuten bei geringer Wärmezufuhr ziehen lassen. Danach abseihen und den Sud ins Vollbad gießen. Das Bad hat eine beruhigende Wirkung auf den Körper.
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Heilkräuter und Heilpflanzen erleben nach einer Art Dornröschenschlaf derzeit ein großartiges Comeback. Viele Menschen sind es leid, Medikamente mit zum Teil riskanten Nebenwirkungen einzunehmen und suchen nach naturnahen Alternativen. Natürliche Heilmittel zeigen den Weg auf, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. „Alle Wiesen und Matten, alle Berge und Hügel sind Apotheken.“ Parcelsus a. D. 1530
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Marion Fabijenna