Das innere Kind

Begriff

Unser inneres Kind verkörpert die Gesamtheit unserer gemachten Erfahrungen, durchlebten Gefühle, Situationen und Traumata während unserer Kindheit. Prägend für das innere Kind sind in erster Linie die Erfahrungen im Zusammenhang mit den irdischen Eltern, die oft von Abwesenheit, Lieblosigkeit, Missachtung des freien Willens und Übergriffen bis hin zu körperlicher Gewalt geprägt ist. Unabhängig vom Lebensalter ist das innere Kind ein eigenständiger Organismus, der uns im Erwachsenenalter die gemachten Erfahrungen spiegelt. Hatten wir als Kind zu wenig Zuwendung, suchen wir später nach Anerkennung, Liebe und Zuwendung im Außen bei anderen Personen, die wir dann nicht oder nicht in ausreichendem Maße bekommen.

Schutzmechanismen

Um diese Gefühle nicht noch einmal erleben zu müssen, werden sie entweder ganz tief vergraben oder durch Ersatzhandlungen im Außen kompensiert. An den Partner und an das Umfeld werden Erwartungen gestellt, die diese nicht erfüllen können. Ängste werden durch Ablenkungen im Außen kompensiert, z.B. Aktivismus, Perfektionismus, Distanziertheit, Helfersyndrom, Beurteilen und Bewerten, ständiges Planen, ständiges Klagen, Bedürftigkeit, Unzufriedenheit, Gedankenkreisen um Probleme, Schuldzuweisungen und Suchtverhalten. Diese Verhaltensweisen bringen uns davon ab, die innere Mitte zu finden und rauben uns wertvolle Lebensenergie.

Annahme

Wir selbst können eine Menge dafür tun, um unser inneres Kind zu heilen. Das innere Kind sehnt sich danach, angenommen und geliebt zu werden. Zunächst einmal richten wir unsere Aufmerksamkeit nach innen und suchen unser inneres Kind. Wie sieht es aus und was macht es? Sieht es glücklich oder traurig aus? Sitzt es in einer Ecke und weint? Im ersten Schritt gehen wir auf unser inneres Kind zu, nehmen es auf den Schoß und umarmen es. Wir sagen ihm, dass wir es sehr lieb haben. Wir sagen ihm auch, dass wir es sehr genau kennen und es so sein darf, wie es ist. Lehnt das innere Kind den Erwachsenen zunächst ab, brauchen wir Geduld und wiederkehrende Zuwendung, am besten täglich. Nach und nach wird sich das Kind entspannen und für uns öffnen. Erzähle ihm positive Geschichten: was das Kind als Erwachsener erleben wird, wohin es reisen darf, welche schönen Erlebnisse es haben wird. Eine geheilte Beziehung zum inneren Kind ist ein maßgeblicher Faktor für Lebensfreude, Spontaneität und Kreativität.

Trost spenden und Zuversicht geben

Machen wir uns bewusst, dass Zeit und Raum nur eine Illusion sind. Dass alles im Hier und Jetzt stattfindet, können wir uns zu Nutze machen. Erlebnisse, in denen das Kind ängstlich war, können wir ganz bewusst aufrufen. Nehmen wir unser inneres Kind auf den Arm, umarmen es und sagen wir ihm, dass wir nun gemeinsam durch diese Situation gehen werden. Dann lassen wir diese Situation vor dem inneren Auge noch einmal zusammen mit unserem inneren Kind ablaufen und sehen, was geschieht. Es kann sein, dass das Kind Angst hat. Es kann aber auch sein, dass das Kind entspannt ist und die Situation für den Erwachsenen auf einmal bedrohlicher ist, als in der Erinnerung. Wichtig ist, diese Situation so oft erneut zu durchleben, bis sie auf zufriedenstellende Art und Weise gelöst ist.

Integration

Es sollte ein fester Bestandteil in unserem Leben werden, die Wünsche des inneren Kindes zu berücksichtigen. Fragen wir das innere Kind immer wieder, was es jetzt gerne tun würde – Zeit in der Natur verbringen, ein Bild malen, ein Eis essen, Neues entdecken, spielen und Spaß haben – und hören wir auf diese Impulse. Die eingefahrenen Gewohnheiten mal beiseite zu lassen, kann auf verschiedene Art und Weise geschehen: mal etwas Neues beginnen, mal etwas anders machen als bisher, mal einen anderen Weg gehen, den man noch nie gegangen ist – und dabei aufmerksam und präsent sein.

Entspannung

Wichtig ist, sich selbst nicht unter Druck zu setzen und sich auch nicht von Anderen unter Druck setzen zu lassen. Wir sind nicht dafür zuständig, die Mangelgefühle anderer Menschen zu befriedigen und die Erwartungen und Wünsche an uns zu erfüllen. Wenn wir zu uns selbst und unseren Bedürfnissen stehen, Raum einnehmen und authentisch sind, tritt nach und nach Entspannung für uns und für das innere Kind ein.

Positive Ausrichtung

Gefühle der Unerwünschtheit, Wertlosigkeit und des tiefen Mangels sind Glaubenssätze, die wir loslassen und am besten durch positive Leitsätze ersetzen sollten: ich bin ein wertvoller Teil des Großen und Ganzen, ich bin ein geliebtes Kind Gottes, ich nehme meinen Platz im göttlichen Gefüge ein, ich darf Spaß haben und kreativ sein, ich darf mich mit dem beschäftigen, was ich am besten kann.

♥ Ich darf so SEIN, wie ICH BIN und in Freude leben ♥

Marion Fabijenna