Liebstöckel

Levisticum officinale

Pflanze

Liebstöckel gehört zur Pflanzenfamilie der Doldenblütler – Gattung Levisticum – und ist sowohl in der Wildform als auch in der kultivierten Form mehrjährig und winterhart bis -15 Grad Celsius. Aus dem länglichen Rhizom wächst eine krautige Pflanze mit 1 – 2,5 Meter Wuchshöhe. Der Stiel bildet lange, nach oben hin kürzer werdende Stängel mit zwei- bis dreifach gefiederten, relativ großen, grünen Laubblättern mit sichtbaren Adern aus. Ab dem zweiten Jahr entsprießen der Pflanze zwischen Juni und August etwa 10 cm hohe Blütenstängel mit gelbgrünen Doldenblüten, die im August und September kleine gelbbraune Samen ausbilden. Der beste Erntezeitraum für die Blätter ist im Frühjahr bis zur Blüte; die Samen werden geerntet, wenn sie eine braune Farbe haben. Die Wurzeln werden entweder im Frühjahr oder Herbst ausgegraben und sollten sofort verarbeitet werden. Liebstöckel liebt sonnige bis halbschattige Standorte mit einem tiefgründigen, nährstoffreichen, kalkhaltigen und eher feuchten Boden mit Humusanteil. Auf ausreichende Bewässerung ist zu achten, jedoch verträgt die Pflanze keine Staunässe. Ansonsten ist die Pflanze eher anspruchslos und braucht nur ab und zu etwas Dünger. Liebstöckel hat einen intensiv-würzigen Geruch und Geschmack nach Sellerie, weshalb er umgangssprachlich auch als Maggikraut bezeichnet wird.

Geschichte

Liebstöckel stammt ursprünglich aus Asien und ist schon seit der Antike als Würzkraut und als Heilkraut bekannt. Die Römer brachten den Liebstöckel vermutlich von Persien nach Europa. Im Mittelalter wurde Liebstöckel hauptsächlich in Kloster- und Bauerngärten kultiviert. Die Wurzel wurde zum einen als Heilmittel verwendet, diente aber auch als Gegenmittel für Schlangenbisse sowie als Schutz vor Zauberei und wilden Tieren. Zu Heilzwecken wurde eher die Wurzel, aber auch die Samen genutzt. Hildegard von Bingen empfahl Liebstöckel in Verbindung mit anderen Heilkräutern als schleimlösendes Mittel und zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden. Neben der Verwendung als Küchenkraut waren die Blätter auch als Aphrodisiakum sehr geschätzt.

Inhaltsstoffe

Ätherische Öle, Angelikasäure, Apiol, Apfelsäure, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Fette, Gummi, Harze, Invertzucker, Kampfer, Carvon, Isovalerinsäure, Myristicin, Umbelliferon

Wirkung

Liebstöckel wirkt anregend auf Appetit und Stoffwechsel, blutstillend, harntreibend, krampflösend, menstruationsfördernd, schleimlösend und schweißtreibend. Äußerlich angewendet lindert Liebstöckelsud (siehe Tee:) Hautprobleme wie eitrige Wunden, Ekzeme und Furunkel. Innerliche Anwendungsgebiete von Blättern, Wurzel und Samen sind alle Arten von Verdauungsstörungen, Entzündung im Mund-, Hals- und Rachenraum, Mittelohrentzündung, Bronchitis, Gicht, Rheuma, Ödeme, Blasen- und Nierensteine, Blasenentzündungen, Nervenschwäche und Nervosität. Er eignet sich auch zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden und -krämpfen.

Gegenanzeigen: Bei Schwangeren (Wehen können ausgelöst oder verstärkt werden) und bei Nierenentzündungen sollte auf den Verzehr von Liebstöckel in größeren Mengen als Kraut, Wurzel, Samen und deren Zubereitungen verzichtet werden. Liebstöckelöl sollte nicht pur, sondern nur verdünnt angewendet werden (siehe auch Öl:). Eine Überdosierung kann zu Schleimhautreizung, Herzrhythmusstörungen und erhöhter Lichtempfindlichkeit der Haut (Sonnenbrand) führen. Liebstöckeltee sollte ebenfalls nur in Maßen getrunken werden. Die Verwendung als Küchenkraut und Gewürz in kleinen Mengen ist unbedenklich.

Anwendungsformen

Verwendet werden junge Blätter, Wurzel und Samen als Heilmittel sowie Samen und Blätter als Küchenzutat. Liebstöckelsamen finden als Gewürz oder als Heilmittel Verwendung. Liebstöckelblätter sind ein beliebtes Würzmittel für Suppen und Eintöpfe. Junge, zarte Liebstöckelblätter lassen sich zu Suppen verarbeiten und sind auch eine schmackhafte Zutat für Salate, Kräuterbutter, Kräuterquark, Fleischragouts und Eintöpfe. Getrocknete Blätter sollte man gut verschlossen und kühl aufbewahren, da sie leicht ihr Aroma verlieren.

Heilrezepte

Tee:

1-2 Teelöffel kleingeschnittene Liebstöckelwurzel oder -samen mit 1 Tasse kochend heißem Wasser übergießen und 8 – 10 Minuten ziehen lassen. Danach abseihen und schluckweise trinken oder als Sud für Einreibungen und Umschläge verwenden. Je nach Bedarf 1 – 3 Tassen Tee täglich über einen Zeitraum von 3 bis 4 Wochen trinken. Auf eine dauerhafte Anwendung sollte verzichtet werden.

Sud für Einreibungen und Umschläge:

Zubereitung siehe unter Tee. Vor der äußerlichen Anwendung abkühlen lassen.

Tinktur:

Liebstöckelsamen, -wurzel oder frische Blätter in eine verschließbare Glasflasche oder einen Glasbehälter geben und mit 70%igem Alkohol aufgießen, bis die Blätter vollständig bedeckt sind. Das verschlossene Gefäß 3 – 4 Wochen an einem warmen Ort ziehen lassen. Danach abseihen und in eine dunkle Flasche füllen.

Die Tinktur eignet sich für Einreibungen bei Gicht und Rheuma, Hautproblemen, Nervenschwäche und Nervosität. Als Zugabe für ein Teilbad wirkt sie beruhigend. Innerlich angewendet löst sie Verkrampfungen und ist hilfreich bei Appetitlosigkeit und Blähungen. 2 – 3 mal täglich 15 – 25 Tropfen vor den Mahlzeiten einnehmen.

Öl:

Ätherisches Liebstöckelöl eignet sich in erster Linie zur äußerlichen Anwendung für Einreibungen und Umschläge zur Behandlung von Hautproblemen, eitrigen Wunden, Ekzemen und Furunkeln. Für Einreibungen mischt man 100 ml Mandel-, Distel- oder Jojobaöl mit 20 Tropfen Liebstöckelöl, bei Kindern 10 Tropfen auf 100 ml Öl. Auf eine großflächige Anwendung als Massageöl sollte jedoch verzichtet werden. Für den Einsatz in einer Duftlampe oder Verdampfungsschale ist das ätherische Öl ebenfalls nicht geeignet.

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Heilkräuter und Heilpflanzen erleben nach einer Art Dornröschenschlaf derzeit ein großartiges Comeback. Viele Menschen sind es leid, Medikamente mit zum Teil riskanten Nebenwirkungen einzunehmen und suchen nach naturnahen Alternativen. Natürliche Heilmittel zeigen den Weg auf, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. „Alle Wiesen und Matten, alle Berge und Hügel sind Apotheken.“ Paracelsus a. D. 1530

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Marion Fabijenna