Fenchel

Foeniculum vulgare

Pflanze

Fenchel gehört zur Pflanzenfamilie der Doldenblütler und ist in der kultivierten Form zwei- bis mehrjährig. Der lateinische Name feniculum oder foeniculum für Heu weist auf das krautartige, fein gefiederte Laub hin. Die Pflanze wächst als Staude oder Halbstrauch und wird 40 – 200 cm hoch. Die Blütenstände sind in großen Dolden angeordnet und sitzen auf aufrechten Stängeln mit feinen Rillen. Der Fenchel liebt sonnige Standorte mit kalkhaltigem, nährstoffreichen Boden ohne Staunässe. Da er nur leichten Frost verträgt, wird er meist im Gewächshaus vorgezogen. Die Erde sollte gleichmäßig feucht gehalten werden, ansonsten ist die Pflanze relativ anspruchslos. Die Vermehrung geschieht über Samenaussaat, der ab September reif zur Ernte ist.

Geschichte

Fenchel stammt ursprünglich aus dem asiatischen Raum, von wo aus er zunächst in den Mittelmeerraum gelangte. Ab dem 9. Jahrhundert wurde er von Benediktinermönchen auch nördlich der Alpen in Klostergärten angebaut. Durch Hildegard von Bingen wurde der Fenchel schließlich als Heilpflanze bekannt und erfreute sich schnell großer Beliebtheit. Im Mittelalter wurde er nicht nur als Heilpflanze verwendet, sondern diente auch zur Vertreibung böser Geister. Darüber hinaus war er auch als Gewürzpflanze und als Gemüse sehr geschätzt. Der charakteristische Geschmack ist aromatisch, süßlich bis leicht bitter und anisartig.

Inhaltsstoffe

Ätherische Öle, Bor, Kampfer, Carvon, Chamazulen, Citral, Citronella, Cumarine, Eugenol, Flavonoide, Fumarsäure, Kaffeesäure, Limonen, Linalool, Linolsäure, Myristicin, Psoralen, Salicylate, Thymol, Trigonellin, Umbelliferon, Xanthotoxin, Vitamine C und E

Wirkung

Fenchel wirkt entspannend, krampflösend, antibakteriell, harntreibend, schleimlösend und verdauungsfördernd. Äußerlich wird Fencheltee unter Verwendung von Kompressen zur Behandlung von Bindehaut- oder Augenlidentzündungen sowie bei Insektenstichen angewendet. Massagen und Einreibungen mit Fenchelöl wirken entspannend bei Magen- und Darmbeschwerden. Als Raumduft eingesetzt hat er eine ausgleichende und stärkende Wirkung auf die Psyche.

Innerlich angewendet ist er bei allen nervösen Magenbeschwerden, Völlegefühl, Bauchkrämpfen und Blähungen ein beliebtes und bekanntes Heilmittel. Er eignet sich auch zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden und unregelmäßigen Blutungen. Wegen des milden und anisartigen Geschmacks wird Fencheltee gerne in der Säuglings- und Kinderheilkunde angewendet. Fenchelöl wirkt beruhigend und schleimlösend auf die Bronchien, lindert Husten und eignet sich zur Behandlung von Heiserkeit.

Gegenanzeigen: Bei Schwangeren (Wehen können ausgelöst oder verstärkt werden) sollte auf die Anwendung von Fenchelöl und Fenchelhonig verzichtet werden. Fenchelöl sollte nicht pur, sondern nur verdünnt verwendet werden (siehe auch Öl:). Fencheltee sollte ebenfalls nur in Maßen getrunken werden. Die Verwendung als Küchenkraut und Gewürz in kleinen Mengen ist unbedenklich.

Anwendungsformen

Verwendet wird die Knolle als Gemüse, das Kraut als Salat und die Samen als Heilmittel und Gewürz. Um das Aroma zu erhalten, sollte getrockneter Fenchelsamen in einem Schraubglas mit Deckel oder einem verschließbaren Porzellangefäß aufbewahrt werden.

Heilrezepte

Tee:

1-2 Teelöffel Fenchelsamen in einem Mörser grob zerdrücken, mit 1 Tasse kochend heißem Wasser übergießen und 8 – 10 Minuten ziehen lassen. Danach abseihen und schluckweise trinken. Je nach Bedarf 2 – 3 Tassen täglich über einen Zeitraum von 3 bis 4 Wochen trinken. Auf eine dauerhafte Anwendung sollte verzichtet werden.

Tinktur:

2-3 Teelöffel Fenchelsamen in eine verschließbare Glasflasche oder einen Glasbehälter geben und mit 1/8 Liter 70%igem Alkohol aufgießen. Ergänzend können noch je 2 Teelöffel Anissamen und Kümmel sowie 1 Esslöffel Kamillenblüten hinzugegeben werden. Die Alkoholmenge ist so zu anzupassen, dass Samen und Blüten vollständig bedeckt sind. Das verschlossene Gefäß 3 – 4 Wochen an einem ruhigen Platz ziehen lassen und hin und wieder schütteln. Danach abseihen und in eine dunkle Flasche füllen. Die fertige Tinktur sollte dunkel und kühl aufbewahrt werden. Die Tinktur wirkt verdauungsfördernd, krampflösend und hilft gegen Blähungen. Bei Bedarf nehmen Erwachsene 40 – 50 Tropfen ein, für Kinder ab 6 Jahren sind 20 Tropfen ausreichend. Für Kleinkinder ist die Tinktur wegen des Alkoholgehalts nicht geeignet.

Öl:

Ätherisches Fenchelöl kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden. Es eignet sich zur Bauchmassage bei Bauchkrämpfen und Blähungen. Einreibungen helfen bei Insektenstichen und wirken beruhigend. Für Einreibungen mischt man 100 ml Mandel-, Distel- oder Jojobaöl mit 20 Tropfen Fenchelöl, bei Kindern 10 Tropfen auf 100 ml Öl. 4 – 6 Tropfen ins Wasser einer Duftlampe oder Verdampfungsschale wirken lindernd bei Erkältungskrankheiten.

Fenchelöl ist ein beliebtes und bekanntes Heilmittel bei Husten, Bronchitis und Heiserkeit. Mit Honig vermischt oder als Zugabe in Kräutertees eignet es sich zur Linderung von Erkältungskrankheiten. Zur Behandlung von Heiserkeit und Halsentzündungen hilft Gurgeln mit ein paar Tropfen Fenchelöl auf 1 Glas lauwarmes Wasser.

Vollbad:

Ein abendliches Bad mit 6-10 Tropfen Fenchelöl und 1 Glas Milch auf 1 Vollbad helfen bei Stress und nervöser Erschöpfung. Das Bad hat eine entspannende Wirkung auf den Körper.

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Heilkräuter und Heilpflanzen erleben nach einer Art Dornröschenschlaf derzeit ein großartiges Comeback. Viele Menschen sind es leid, Medikamente mit zum Teil riskanten Nebenwirkungen einzunehmen und suchen nach naturnahen Alternativen. Natürliche Heilmittel zeigen den Weg auf, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. „Alle Wiesen und Matten, alle Berge und Hügel sind Apotheken.“ Parcelsus a. D. 1530

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Marion Fabijenna