Thymian

Thymus vulgaris

Pflanze

Echter Thymian gehört zur Pflanzenfamilie der Lippenblütler und ist in der kultivierten Form mehrjährig. Die Gattung der Thymiane gehört mit mehr als 200 Arten zu einer der artenreichsten Familie der Heil- und Gewürzpflanzen. Der auch Gartenthymian oder Küchenthymian genannte echte Thymian verströmt einen aromatischen Duft und ist die bekannteste Art in Mitteleuropa. Die krautige Pflanze wächst als aufrechter oder kriechender Halbstrauch und wird 10 bis 40 cm hoch. Die stark verästelten Zweige sind vierkantig und verholzen mit zunehmendem Alter an der Basis. Die ellipsenförmigen Blätter sind unbehaart, haben eine grau-grüne Farbe und bleiben mit 0,5 bis 4 cm Länge relativ klein. Die Blütenblätter sind je nach Sorte blassrosa bis hellviolett. Echter Thymian liebt sonnige Standorte und einen durchlässigen, trockenen und eher nährstoffarmen Boden mit Anteilen von Sand oder Kies. Sehr gut gedeiht er auch auf Mauern oder in Gebirgslagen. Echter Thymian ist als ausgewachsene Pflanze zwar nur bedingt winterhart, treibt aber im Folgejahr zumeist wieder aus. Nach dem Winter wird ein Rückschnitt bis in die verholzten Teile empfohlen. Die Erde sollte nur mäßig feucht gehalten werden, ansonsten ist die Pflanze relativ anspruchslos und kommt auch mit Trockenperioden gut zurecht. Die Vermehrung geschieht über Samen oder über Stecklinge, die aus den jungen, nicht verholzten Trieben geschnitten werden. Thymian wird am besten vor oder nach der Blüte geerntet, da die Blätter während der Blühphase an Aroma verlieren. Thymian schmeckt je nach Sorte lieblich bis leicht süßlich und pikant-pfeffrig.

Geschichte

Echter Thymian stammt aus dem Mittelmeerraum und ist seit der Antike als Heilmittel, Küchenkraut und zum Räuchern bekannt. Im antiken Griechenland wurde Thymian wegen seiner Husten lösenden Wirkung geschätzt. Im alten Ägypten wurde Thymian zusammen mit anderen Kräutern zum Einbalsamieren der Toten verwendet. Benediktiner-Mönche brachten ihn nach Mitteleuropa, wo er in Klostergärten kultiviert wurde. Im Mittelalter wurde Thymian als Heilpflanze gegen vielerlei Beschwerden sehr geschätzt. Hildegard von Bingen empfahl Thymian als wirksames Mittel gegen Atemnot und Keuchhusten. Neben seiner appetitanregenden und verdauungsfördernden Wirkung wurde er auch gegen Warzen und zur Wundbehandlung eingesetzt.

Inhaltsstoffe

Ätherische Öle, Thymol, Kampfer, Carvacrol, Zineol, Geraniol, Limonen, Linalool, Menthon, Terpene, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide, Cumarine, Harz, Saponin, Salicylate, Pentosane, Stigmasterol, Beta-Sitosterol, Zink

Wirkung

Echter Thymian wirkt anregend, antibakteriell, antiviral und fungizid, beruhigend, blutstillend, desinfizierend, entzündungshemmend, krampflösend, schleimlösend, schmerzstillend, schweißtreibend und tonisierend. Äußerlich angewendet heilt Thymian schwer heilende und entzündete Wunden. Der Sud von Thymianblättern wird als Spül- und Gurgelmittel bei kleinen Verletzungen und Entzündungen von Haut und Schleimhaut, bei Zahnfleischentzündungen und zur Bekämpfung von Mundgeruch eingesetzt. Innerliche Anwendungsgebiete der Thymianblätter sind Sodbrennen, Magenbeschwerden, Verdauungsschwäche, Blähungen und Durchfall. Insbesondere bei Erkältungskrankheiten und allen Erkrankungen der Atemwege ist Thymian ein bekanntes und beliebtes Heilmittel. Er eignet sich auch zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden, unregelmäßigen Blutungen und Wechseljahresbeschwerden.

Gegenanzeigen: Bei Schwangeren (Wehen können ausgelöst oder verstärkt werden) und bei Bluthochdruck sollte auf die Anwendung von Thymianöl verzichtet werden. Thymianöl sollte nicht pur, sondern nur verdünnt verwendet werden (siehe auch Öl:). Thymiantee sollte ebenfalls nur in Maßen getrunken werden. Die Verwendung als Küchenkraut und Gewürz in kleinen Mengen ist unbedenklich.

Anwendungsformen

Verwendet werden hauptsächlich die Blätter als Heilmittel oder Küchenzutat. Sowohl getrocknet als auch frisch eignen sich Thymianblätter als Gewürz oder als Küchenkraut. In der mediterranen Küche werden Thymianzweige mit Lorbeer und Salbei oder Rosmarin zu einem Sträußchen zusammengebunden beim Kochen als „bouquet garni“ hinzugefügt. Getrocknet ist Thymian mehrere Jahre haltbar, ohne nennenswert an Aroma zu verlieren.

Heilrezepte

Tee:

2 Teelöffel getrocknete oder frische Thymianblätter mit 1 Tasse kochend heißem Wasser übergießen und 8 – 10 Minuten ziehen lassen. Danach abseihen und schluckweise trinken oder bei Halsschmerzen damit gurgeln. Je nach Bedarf 2 – 3 Tassen täglich über einen Zeitraum von 3 bis 4 Wochen trinken. Auf eine dauerhafte Anwendung sollte verzichtet werden.

Gurgel- oder Spüllösung:

Zubereitung siehe unter Tee. Zum Gurgeln oder Spülen abkühlen lassen.

Öl:

Ätherisches Thymianöl sollte nur äußerlich angewendet werden. Es eignet sich zur Massage bei Muskelschmerzen und Muskelverspannungen sowie bei Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Gelenkschmerzen, Arthose und Arthritis. Einreibungen und Umschläge helfen bei schlecht heilenden Wunden, Hautkrankheiten und Insektenstichen. Für Einreibungen mischt man 100 ml Mandel-, Distel- oder Jojobaöl mit 20 Tropfen Thymianöl, bei Kindern 10 Tropfen auf 100 ml Öl. 4 – 6 Tropfen ins Wasser einer Duftlampe oder Verdampfungsschale desinfizieren die Raumluft und wirken lindernd bei Erkältungskrankheiten.

Vollbad:

100 Gramm Thymianblätter mit 1 Liter kochendem Wasser übergießen, ca. 20 Minuten ziehen lassen und den Sud ins Vollbad geben. Das Bad hat eine positive Wirkung auf die Atemwege und hilft bei Glieder- und Gelenkschmerzen. Bei Erkältungen ist es hilfreich, die aufsteigenden Dämpfe tief einzuatmen. Bei Stress und Depressionen wirkt ein abendliches Bad entspannend und beruhigend auf Körper und Geist.

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Heilkräuter und Heilpflanzen erleben nach einer Art Dornröschenschlaf derzeit ein großartiges Comeback. Viele Menschen sind es leid, Medikamente mit zum Teil riskanten Nebenwirkungen einzunehmen und suchen nach naturnahen Alternativen. Natürliche Heilmittel zeigen den Weg auf, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. „Alle Wiesen und Matten, alle Berge und Hügel sind Apotheken.“ Paracelsus a. D. 1530

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Marion Fabijenna