Quendel

Thymus pulegioides

Pflanze

Quendel gehört wie Echter Thymian zur Pflanzenfamilie der Lippenblütler und ist in der kultivierten Form mehrjährig und winterhart. Die Gattung der Thymiane ist mit mehr als 200 Arten eine der artenreichsten Familien der Heil- und Gewürzpflanzen. Der auch als Feldthymian bezeichnete Quendel verströmt einen aromatischen, zitronenartigen Duft. Die krautige Pflanze wächst als kriechender Halbstrauch und wird 10 bis 20 cm hoch. Da er Blütenteppiche ausbildet, wird er gern auch als Bodendecker gepflanzt. Die stark verästelten Zweige verholzen mit zunehmendem Alter weniger stark an der Basis als beim Echten Thymian. Die kleinen Blätter sind glatt und haben eine kräftig grüne Farbe. Die Blütenblätter sind je nach Sorte zartrosa bis hellviolett, seltener weiß oder kräftig rosa. Quendel liebt sonnige Standorte und einen durchlässigen, trockenen und eher nährstoffarmen Boden mit Anteilen von Sand oder Kies. Sehr gut gedeiht er auch auf steinigem Boden oder in Gebirgslagen. Die Erde sollte nur mäßig feucht gehalten werden, ansonsten ist die Pflanze relativ anspruchslos und kommt auch mit Trockenperioden gut zurecht. Die Vermehrung geschieht über Samen oder über Stecklinge, die aus den jungen, nicht verholzten Trieben geschnitten werden. Die Erntezeit für Blüten und Blätter ist von Mai bis September. Quendel schmeckt je nach Sorte kräftig-aromatisch und leicht bitter.

Geschichte

Quendel stammt aus Mitteleuropa und hat dort als Heilpflanze größere Bedeutung als Thymian. „Karwendel“ ist seit der Antike als Heilmittel, Küchenkraut und zum Räuchern bekannt. Er wurde auch für magische Rituale und als Schutz gegen Schlangenbisse verwendet. Im Mittelalter war er als Heilmittel bei Frauenleiden sehr geschätzt. Hildegard von Bingen empfahl Thymian als wirksames Mittel gegen Husten und Bronchitis. Atemnot und Keuchhusten. Gerne wurde er auch bei Wurmbefall und zur Linderung von Kopfschmerzen eingesetzt.

Inhaltsstoffe

Ätherische Öle, Bitterstoff, Borneol, Carvacrol, Citronellol, Flavone, Gerbstoff, Gerbsäure, Geraniol, Camphen, Pinen, Terpineol, Thymol

Wirkung

Quendel wirkt beruhigend, antibakteriell, blutstillend, entzündungshemmend, krampflösend, schleimlösend und schweißtreibend. Äußerlich angewendet heilt Quendel schwer heilende und entzündete Wunden. Der Sud von Quendelblättern wird als Spül- und Gurgelmittel bei kleinen Verletzungen und Entzündungen von Haut und Schleimhaut und zur Bekämpfung von Mundgeruch eingesetzt. Innerliche Anwendungsgebiete der Quendelblätter sind Sodbrennen, Magenbeschwerden, Verdauungsschwäche, Blähungen und Durchfall. Insbesondere bei Erkältungskrankheiten und allen Erkrankungen der Atemwege ist Quendel ein bekanntes und beliebtes Heilmittel. Er eignet sich auch zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden, unregelmäßigen Blutungen und Wechseljahresbeschwerden.

Gegenanzeigen: Bei Schwangeren (Wehen können ausgelöst oder verstärkt werden) und bei Bluthochdruck sollte auf den Verzehr von Quendel in größeren Mengen und auf die Anwendung von Quendelöl verzichtet werden. Quendelöl sollte nicht pur, sondern nur verdünnt verwendet werden (siehe auch Öl:). Quendeltee sollte ebenfalls nur in Maßen getrunken werden. Die Verwendung als Küchenkraut und Gewürz in kleinen Mengen ist unbedenklich.

Anwendungsformen

Verwendet werden ausschließlich Blüten und Blätter als Heilmittel oder Küchenzutat. Der Geschmack von Quendel ist milder als der von Thymian. Sowohl getrocknet als auch frisch eignen sich Quendelblätter als Gewürz oder als Küchenkraut. Getrocknet ist Quendel länger haltbar, ohne nennenswert an Aroma zu verlieren.

Heilrezepte

Tee:

1-2 Teelöffel getrocknete oder frische Quendelblätter mit 1 Tasse kochend heißem Wasser übergießen und 8 – 10 Minuten ziehen lassen. Danach abseihen und schluckweise trinken oder bei Halsschmerzen damit gurgeln. Je nach Bedarf 2 – 3 Tassen täglich über einen Zeitraum von 3 bis 4 Wochen trinken. Auf eine dauerhafte Anwendung sollte verzichtet werden.

Gurgel- oder Spüllösung:

Zubereitung siehe unter Tee. Zum Gurgeln oder Spülen abkühlen lassen.

Öl:

Ätherisches Quendelöl sollte nur äußerlich angewendet werden. Es eignet sich zur Massage bei Muskelschmerzen und Muskelverspannungen sowie bei Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Gelenkschmerzen, Arthose und Arthritis. Einreibungen und Umschläge helfen bei schlecht heilenden Wunden, Hautkrankheiten und Insektenstichen. Für Einreibungen mischt man 100 ml Mandel-, Distel- oder Jojobaöl mit 20 Tropfen Quendelöl, bei Kindern 10 Tropfen auf 100 ml Öl. 4 – 6 Tropfen ins Wasser einer Duftlampe oder Verdampfungsschale desinfizieren die Raumluft und wirken lindernd bei Erkältungskrankheiten.

Vollbad:

100 Gramm Quendelblätter mit 1 Liter kochendem Wasser übergießen, ca. 20 Minuten ziehen lassen und den Sud ins Vollbad geben. Das Bad hat eine positive Wirkung auf die Atemwege und hilft bei Glieder- und Gelenkschmerzen. Bei Erkältungen ist es hilfreich, die aufsteigenden Dämpfe tief einzuatmen. Bei Stress und Depressionen wirkt ein abendliches Bad entspannend und beruhigend auf Körper und Geist.

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Heilkräuter und Heilpflanzen erleben nach einer Art Dornröschenschlaf derzeit ein großartiges Comeback. Viele Menschen sind es leid, Medikamente mit zum Teil riskanten Nebenwirkungen einzunehmen und suchen nach naturnahen Alternativen. Natürliche Heilmittel zeigen den Weg auf, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. „Alle Wiesen und Matten, alle Berge und Hügel sind Apotheken.“ Paracelsus a. D. 1530

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Marion Fabijenna