Ysop

Hyssopus officinalis

Pflanze

Ysop gehört zur Pflanzenfamilie der Lippenblütler und ist ein naher Verwandter des Thymians. Die krautige Pflanze wächst als winterharter und mehrjähriger, buschiger Halbstrauch mit einer Wuchshöhe von 50 bis 80 Zentimetern. Zur Gattung Ysop zählen derzeit sechs Arten. Mit zunehmendem Alter der Pflanze verholzt die Sprossachse. Blüten und Blätter ähneln anderen Lippenblütlern wie Thymian oder Bohnenkraut. Mit seinem aromatischen Duft lockt er zahlreiche Insekten an, weshalb er im Volksmund auch Bienenkraut genannt wird. An seinen vierkantigen Stängeln sitzen lanzenförmige schmale Blätter. Ysop bildet ährenartige Blütenstände mit blau-violetten, rosafarbenen oder weißen Blüten aus. Die Blütezeit ist von Juli bis September. Ysop liebt liebt sonnige und windgeschützte Standorte und einen durchlässigen, nährstoffreichen Boden mit Kalkanteil. Sehr gut gedeiht er auch auf steinigen und eher trockenen Böden. Ein regelmäßiger Schnitt ist zu empfehlen. Im Frühjahr oder Herbst sollte ein Rückschnitt der unverholzten Teile auf etwa die Hälfte seiner Größe durchgeführt werden. Ansonsten ist die Pflanze relativ anspruchslos und kommt auch mit Trockenperioden gut zurecht. Dem Boden sollte ab und zu etwas Dünger oder Kompost und Kalk zugegeben werden. Die Vermehrung geschieht am besten über Samen, über Absenker oder durch Stecklinge, die aus den jungen, nicht verholzten Trieben geschnitten werden. Ein Teilungsschnitt in die verholzten Teilen schadet der Pflanze und ist daher nicht zu empfehlen. Ysop wird auch gerne im Garten zur natürlichen Schädlingsabwehr eingesetzt. Ysop schmeckt würzig-aromatisch, leicht bitte und kampferartig und erinnert an Oregano, Rosmarin, Rauke, Minze und Salbei.

Geschichte

Ysop stammt aus dem Mittelmeerraum und Vorder- bis Mittelasien und hat sich von dort aus auch nach Mittel- und Osteuropa verbreitet. Seit der Antike ist Ysop als Heilmittel, Küchenkraut und zum Räuchern bekannt. Bei den alten Römern wurde Ysop genutzt, um eine bestimmte Weinsorte mit dem Namen Hyssopites zu würzen. In der Naturheilkunde wurde Ysop wegen seiner Husten lösenden Wirkung sehr geschätzt. Im Mittelalter wurde er von Mönchen nach Mitteleuropa gebracht, wo er in Klostergärten kultiviert wurde. Hildegard von Bingen empfahl Thymian als wirksames Mittel gegen Husten und zur Stärkung der inneren Organe. Neben seiner verdauungsfördernden Wirkung wurde er innerlich wie äußerlich als Mittel gegen Entzündungen und übermäßiges Schwitzen eingesetzt.

Inhaltsstoffe

Ätherische Öle, Flavonoide, Kampfer, Gerbstoffe, Cholin, Apfelsäure, Zucker, Harz, Gummi, Farbstoff Hyssopin

Wirkung

Ysop wirkt antiviral, entzündungshemmend, krampflösend, schleimlösend, schweißhemmend, blutreinigend, blutstillend, verdauungsfördernd und tonisierend. Äußerlich angewendet heilt Ysop schwer heilende und entzündete Wunden. Der Sud von Ysopblättern wird als Spül- und Gurgelmittel bei Blutergüssen, kleinen Verletzungen und Entzündungen von Haut und Schleimhaut sowie für Inhalationen bei Bronchitis und Asthma eingesetzt. Innerliche Anwendungsgebiete der Ysopblätter sind Gallenbeschwerden, Verdauungsschwäche, Blähungen und Magen-Darm-Katarrh. Insbesondere bei Erkältungskrankheiten und allen Erkrankungen der Atemwege ist Ysop ein beliebtes Heilmittel. Er eignet sich auch zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden, unregelmäßigen Blutungen und Wechseljahresbeschwerden.

Gegenanzeigen: Bei Schwangeren (Wehen können ausgelöst oder verstärkt werden) und bei Bluthochdruck sollte auf die Anwendung von Ysopöl verzichtet werden. Ysopöl sollte nicht pur, sondern nur verdünnt verwendet werden (siehe auch Öl:). Ysoptee sollte ebenfalls nur in Maßen getrunken werden. Die Verwendung als Küchenkraut und Gewürz in kleinen Mengen ist unbedenklich.

Anwendungsformen

Verwendet werden hauptsächlich die Blätter als Heilmittel, Duftkraut oder als Küchenzutat. Sowohl getrocknet als auch frisch eignen sich die Blätter als Gewürz oder als Küchenkraut. Frische Blüten werden gerne zur Dekoration von Speisen verwendet. Wegen seines kräftigen Geschmacks sind bereits wenige Blätter zum Würzen ausreichend. Getrocknet ist Ysop mehrere Jahre haltbar, verliert jedoch ein wenig an Aroma.

Heilrezepte

Tee:

2 Teelöffel getrocknete oder frische Ysopblätter mit 1 Tasse kochend heißem Wasser übergießen und 5 – 8 Minuten ziehen lassen. Danach abseihen und schluckweise trinken oder bei Halsschmerzen damit gurgeln. Je nach Bedarf 2 – 3 Tassen täglich über einen Zeitraum von 3 bis 4 Wochen trinken. Auf eine dauerhafte Anwendung sollte verzichtet werden.

Gurgel- oder Spüllösung:

Zubereitung siehe unter Tee. Zum Gurgeln oder Spülen abkühlen lassen.

Öl:

Ätherisches Ysopöl sollte nur äußerlich angewendet werden. Einreibungen und Umschläge helfen bei übermäßigem Schwitzen, Entzündungen und schlecht heilenden Wunden. Für Einreibungen mischt man 100 ml Mandel-, Distel- oder Jojobaöl mit 20 Tropfen Ysopöl, bei Kindern 10 Tropfen auf 100 ml Öl. 4 – 6 Tropfen ins Wasser einer Duftlampe oder Verdampfungsschale desinfizieren die Raumluft und wirken lindernd bei Erkältungskrankheiten.

Vollbad:

100 Gramm Ysopblätter mit 1 Liter kochendem Wasser übergießen, ca. 20 Minuten ziehen lassen und den Sud ins Vollbad geben. Das Bad hat eine positive Wirkung auf die Atemwege und hilft bei Hautkrankheiten und Blutergüssen. Bei Erkältungen ist es hilfreich, die aufsteigenden Dämpfe tief einzuatmen. Ein Vollbad mit Ysop wirkt stimulierend auf Körper und Geist.

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Heilkräuter und Heilpflanzen erleben nach einer Art Dornröschenschlaf derzeit ein großartiges Comeback. Viele Menschen sind es leid, Medikamente mit zum Teil riskanten Nebenwirkungen einzunehmen und suchen nach naturnahen Alternativen. Natürliche Heilmittel zeigen den Weg auf, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. „Alle Wiesen und Matten, alle Berge und Hügel sind Apotheken.“ Paracelsus a. D. 1530

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Marion Fabijenna